Den ersten Teil dieses Berichtes lesen Sie hier.
Während der Winterzeit wurde der Polflug bis ins kleinste Detail vorgeplant.
Die 1.500 Kilometer lange Flugstrecke sollte durch Versorgungslager am Boden abgesichert werden.
Insgesamt fünf Depots sollten der Einlagerung von Brennstoff und Lebensmitteln dienen.
Das letzte Lager wurde direkt am Fuße des bis zu 4.500 Meter hohen Maud-Gebirges eingeplant, etwa 600 Kilometer von Pol entfernt.
Die Einrichtung dieser Versorgungslager erfolgte dann ab Ende August 1929 in wechselseitiger Zusammenarbeit von Schlittenexpeditionen und Flugerkundung mit Versorgung der Bodentrupps aus der Luft.
Dabei wurde ein großes Gebiet des Ross-Schelfeises bis zum Rand des Hochgebirges erforscht.
Nach dreimonatiger Vorbereitung startete die dreimotorige Ford-Maschine "Floyd Bennett" am Nachmittag des 28. November 1928 zum Flug zum Südpol.
An Bord waren neben dem Expeditionsleiter Byrd der Steuermann Balchen, der Funker June und der Fotograf McKinley.
Die fünf Versorgungslager wurden ohne Probleme überflogen und bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von etwa 160 Kilometern je Stunde und bei strahlendem Sonnenschein das Königin-Maud-Gebirge erreicht.
Da das Flugzeug nicht in der Lage war, die bis zu 4.500 Meter hohen Gipfel zu überfliegen, musste das Gebirge an einem Paß überquert werden.
Die Paßhöhe des Königin-Maud-Gebirges liegt bei etwa 3000 Meter.
Das Flugzeug erreichte das Gebirge in 2000 Meter Flughöhe und stieg trotz Vollgas nur noch langsam.
Die Maschine war überlastet und die Männer an Bord mussten Ballast abwerfen.
Der Funker June ließ 2.500 Liter Kerosin aus den Treibstofftanks ab, was aber noch nicht für die notwendige Höhe ausreichte.
Erst nach dem Abwurf mehrerer großer Lebensmittelsäcke gewann das Flugzeug so sehr an Höhe, daß der Paß haarscharf überflogen werden konnte.
Nach dem Vorbeiflug an zahlreichen hohen Bergen erreichte das Flugzeug eine Hochfläche.
Diese hatte eine Höhe von etwa 3000 Meter über dem Meeresspiegel und wurde von den vier Männern in ihrem Flugzeug in 300 Meter Höhe überflogen.
Während des gesamten Fluges fotografierte McKinley die Landschaft.
Etwa 100 Kilometer vor dem Südpol tauchte am Horizont eine Sturmfront auf, welche sich auf das Flugzeug zubewegte.
Byrd ließ die Maschine trotz der drohenden Gefahr aber dennoch weiter auf den Pol zurasen - eine richtige Entscheidung, wie sich bald zeigen sollte.
Die Abstände, in denen die Männer ihre Position bestimmen mussten, wurden nun immer kürzer - die Kursberechnungen erfolgten schließlich mehrmals pro Minute.
Dann endlich erreichten die vier Männer an Bord des Flugzeugs den Südpol.
Sie waren die ersten Menschen, die den Pol aus der Luft betrachten konnten.
Auf der eisbedeckten Hochfläche war der südlichste Punkt der Erde durch keine markante Stelle im Gelände erkennbar, sondern nur durch Berechnungen zu ermitteln.
Die Ford-Maschine stieg auf etwa 1000 Meter über dem Boden und zog mehrere langgestreckte Kurven über das Polgelände, welches von McKinley fotografisch festgehalten wurde.
Danach war es an der Zeit zum Rückflug - das Sturmgebiet kam schon bedrohlich nahe.
Nordwärts flogen die Männer auf das Basislager zu.
Während des Rückfluges erkundeten sie noch Teile des Königin-Maud-Gebirges.
Nach dem Überflug des Gebirges erfolgte eine Zwischenlandung am fünften Versorgungsdepot, um Treibstoff aufzuladen.
Die Sturmfront lag bereits über dem Gebirge - es wurde für die vier Abenteurer allerhöchste Zeit zum Aufbruch.
Vor dem Sturm flogen sie dem Basislager "Little Amerika" entgegen und erreichten dieses nach beinahe 19 Stunden Flug ohne weitere Schwierigkeiten.
Der Polarsommer wurde noch für einige weitere Erkundungsflüge in der Nähe der Forschungsstation genutzt, ehe die beiden Schiffe aus Neuseeland zurückkehrten und die Forscher ihre Heimreise antreten konnten.
Richard E. Byrd leitete in den folgenden Jahren noch zahlreiche weitere Antarktisexpeditionen.
Außerdem beriet er andere Forscher bei der Vorbereitung ihrer Unternehmungen, so z.B. die deutsche antarktische Expedition, welche im Jahre 1939 das Gebiet von Neuschwabenland erkundete.
weitere Informationen:
Die deutsche antarktische Expedition in Neuschwabenland
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